Einmalige Veranstaltung stößt auf hohe Resonanz
Am 14.11.2019 wurde der Kinosaal 7 im Bielefelder Cinemaxx von ca. 470 Fachleuten, Mitarbeiter*innen des Jugendamtes und der freien Träger, Mitgliedern des Jugendhilfeausschusses der Stadt Bielefeld und Studierenden der Universität Bielefeld gefüllt. Grund war eine Sondervorstellung des preisgekrönten Kinofilms „Systemsprenger“, die von der AG nach § 78 SGB VIII Hilfen zur Erziehung organisiert wurde.
Der Beigeordnete des Dezernates Soziales der Stadt Bielefeld Ingo Nürnberger eröffnete die Veranstaltung mit Grußworten. Der anschließend gezeigte atmosphärisch dichte und eindrückliche Film bewegte das Fachpublikum. Erzählt wird die Geschichte der so genannten „Systemsprengerin“ Benni, die als Neunjährige ein lautes und wildes Verhalten zeigt. Ihre Impulsdurchbrüche werden aufgrund der langsam immer wieder einfließenden Hintergrundinformationen und der guten Darstellung der Hauptdarstellerin für das Publikum verstehbar. Die offizielle Kinowebsite schreibt: „Die neujährige Benni treibt ihre Mitmenschen zur Verzweiflung. Dabei will sie nur eines: wieder zurück nach Hause! Pflegefamilie, Wohngruppe, Sonderschule: Egal wo Benni hinkommt, sie fliegt sofort wieder heraus.“ Gleichzeitig wird eindrücklich deutlich, wie überfordert, gebrochen und hilflos auch die Mutter der Situation gegenüber steht.
Im Anschluss an die Filmvorführung moderierten die Sprecherinnen der § 78 SGB VIII Hilfen zur Erziehung Birgit Hoffmann (Mädchenhaus Bielefeld e.V.) sowie Christine Schmitt-Vogt (Wohngemeinschaften e.V.) die anschließende Podiumsdiskussion. Hier setzten sich die geladenen Gäste Prof. Dr. Holger Ziegler (Leiter der Fakultät für Erziehungswissenschaften der Uni Bielefeld), Dr. Tim Emmrich (Oberarzt der intensiv-psychiatrischen Station der KJP Bethel), Anke Berkemeyer (Geschäftsbereichsleiterin Erzieherische Hilfen beim Jugendamt Bielefeld) sowie Andreas Wilke (Regionalleitung der Jugendhilfe Bethel) mit dem Thema des Films auseinander und stellten sich den Fragen des Auditoriums. Einhellig war man der Meinung, dass es auch in Bielefeld Kinder gibt, die durch ihr Verhalten beteiligte Systeme vor besondere Herausforderungen stellen. Der Film scheint hier in vielen Teilen auch die Realität abzubilden. Als Forderung wurde deutlich, dass die Systeme so ausgestaltet sein müssen, dass sie aufgrund ihrer Regelhaftigkeit und personellen Ausstattung nicht gesprengt werden und letztlich hilflos reagieren. Hierbei muss sich das Prinzip fortsetzen, dem sich die Stadt Bielefeld in Kooperation mit den Trägern der AG nach 78, erzieherische Hilfen, verschrieben hat: Wenn Kinder außerhalb ihres Elternhauses untergebracht werden, sollen Abbrüche - auch wenn es schwierig wird - vermieden werden. Nur so können neue, korrigierende Bindungserfahrungen gemacht werden.