Interview zur Spende der IG Metall
Hinsehen und handeln – gerade in Zeiten von Corona
Der Frauenarbeitskreis der IG Metall hat bei Gelegenheiten 2019 Geld und Spenden gesammelt, insgesamt 1000 Euro. Diese sollten für das Mädchenhaus sein. Der erste Lockdown kam dazwischen und die Spende wurde später übergeben. Wir fragen bei Birgit Hoffmann, Diplompsychologin und Geschäftsführerin des Mädchenhauses Bielefeld e.V. nach, wie es dem Mädchenhaus und den betroffenen Mädchen und jungen Frauen geht.
Sehr geehrte Frau Hoffmann, auch ohne Pandemie und Lockdown leistet das Mädchenhaus in Bielefeld eine wichtige Arbeit. Sie sind für Mädchen und junge Frauen da. Wie wirkt sich die Pandemie auf die Arbeit und Ihre Mitarbeiterinnen aus?
Birgit Hoffmann: Das Mädchenhaus Bielefeld steht derzeit vor vielen Herausforderungen. Die Coronapandemie hält auch uns in Atem. Als systemrelevante Einrichtung müssen und sollen die Angebote zum Schutz der Mädchen und jungen Frauen vor Gewalt weiter offengehalten werden. Dies ist uns bislang gut gelungen. Alle Einrichtungen des Mädchenhauses halten ihre Arbeit aufrecht, sind erreichbar und arbeiten mit einem Coronaschutzkonzept. In den stationären Jugendhilfeangeboten, in denen Mädchen leben, müssen auch bei einem Coronafall Einrichtung und Betreuung weiterhin durch die Mitarbeiterinnen gewährleistet werden. Dies stellt uns vor große Herausforderungen, die nur deswegen gut bewältigt werden konnten, weil Kolleginnen einen hoch engagierten Einsatz zeigen.
Welche zusätzliche Gefahr sehen Sie aktuell für die Mädchen und jungen Frauen?
Für manche Mädchen ist das eigene Zuhause kein sicherer Ort, sie erleben dort sexualisierte, körperliche oder psychische Gewalt. Während das Gewaltrisiko in der Pandemie steigt, fallen Verletzungen oder Unterstützungsbedarfe von Betroffenen weniger auf, wenn diese zum Beispiel nicht mehr in die Schule, zur Arbeit oder zum Sport gehen. Noch mehr als zu anderen Zeiten sind von Gewalt betroffene Kinder und Jugendliche darauf angewiesen, dass sie wachsamen Menschen begegnen, die ihnen Unterstützung und Hilfe anbieten oder ihnen dabei helfen, Hilfsangebote zu finden. Gerade jetzt ist es wichtig, dass wir alle in einen wohlwollenden und schützenden Blick nehmen, die sonst schnell aus dem Blick geraten. Hinsehen und handeln – auch und gerade in Zeiten von Corona. Daher müssen alle Hilfsangebote, Beratung online, telefonisch oder in Präsenz weiterhin stattfinden, um Mädchen und jungen Frauen den bestmöglichsten Schutz vor Gewalt ermöglichen zu können.
Wie helfen Sie Mädchen in Bielefeld noch weiter und wie werden zum Beispiel Spendengelder eingesetzt?
Darüber hinaus betreuen wir Mädchen, die sich auf dem Weg in die Verselbstständigung befinden und zu diesen Zeiten technische Ausstattung für die Teilnahme am Homeschooling benötigen. Hier versuchen wir aus Spendengeldern schnell und unbürokratisch zu helfen.
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