Zwangsverheiratung - eine Form familiärer Gewalt an Frauen und Mädchen
Das Thema Zwangsverheiratung hat nach wie vor nicht an Relevanz und Aktualität verloren!
Immer noch werden Mädchen und Frauen (und auch Männer) dazu gezwungen, einen Menschen zu heiraten, den sie nicht lieben oder kennen.
Ihnen wird damit ein Menschenrecht verwehrt, sie werden in Ihrer Würde verletzt und massiv in ihrer Persönlichkeitsentwicklung und Selbstbestimmung eingeschränkt. Noch viel zu oft stehen Mädchen und Frauen vor der „unfassbaren“ Entscheidung, ob sie ihre Familie verlassen müssen, um ein selbstbestimmtes Leben führen zu können oder ob sie für die Familie auf eigene Wünsche, Rechte und selbstgewählte Liebe verzichten sollen.
Seit über 13 Jahren bietet die Fachberatungsstelle gegen Zwangsheirat, gefördert vom Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes Nordrhein-Westfalen ein umfangreiches Informations-, Präventions-,und Beratungsangebot für Betroffene, Unterstützungspersonen und Multiplikator*innen aus NRW an. Über 2100 Betroffene und Ratsuchende konnten in diesem Zeitraum direkt oder vermittelt unterstützt und beraten werden.
Die Fachberatungsstelle gegen Zwangsheirat des Mädchenhaus Bielefeld e.V. bietet diesen Mädchen und Frauen Unterstützung, Beratung, Halt und „Raum“, um für die meist sehr schwierigen Lebenslagen und großen inneren Nöte Lösungsansätze zu finden. In unserer Arbeit ist es uns besonders wichtig, es den Betroffenen möglichst leicht zu machen, uns zu erreichen. Daher bieten wir vielseitige Wege an, mit uns in Kontakt zu kommen:
Online über eine verschlüsselte E-Mail-Beratung und Chat-Beratung, telefonisch, face-to-face oder auch spontan persönlich nach von uns durchgeführten Präventionsveranstaltungen und seit Juni dieses Jahres für den Erstkontakt auch über die App "Signal".
Gerade in der „Corona-Zeit“ wollten und wollen wir digital und analog als Hilfeangebot so präsent sein, dass Betroffene und Ratsuchende zum Thema Zwangsverheiratung uns schnell und unkompliziert finden und mit uns in Kontakt gehen können. Die Corona-bedingten Kontaktbeschränkungen, Einschränkungen im Bildungsangebot bzw. Schulschließungen etc. haben gerade für die Zielgruppe der familiär sehr kontrollierten Mädchen und jungen Frauen Besorgnis erregende Auswirkungen. Für viele dieser Mädchen und jungen Frauen bedeutet beispielsweise der Schulbesuch sehr viel mehr als Lernen und Vorbereitung auf einen Abschluss sondern vielmehr Freiheit, Selbstbestimmung, Kontakt, Sicherheit und Schutz sowie auch die Möglichkeit von Beratungsgesprächen während der Unterrichts- oder Betreuungszeit.
Und: was vielleicht das Wichtigste ist: es bedeutet im Blick zu sein von Lehrer*innen, Schulsozialarbeiter*innen, Berater*innen und Freund*innen.
Mit dem neuen Instagram-Account der Fachberatungsstelle möchten wir Betroffene von Zwangsheirat und Betroffene von familiärer Kontrolle und Einschränkungen ihrer Persönlichkeitsrechte „in den Blick nehmen“ und potentiellen Unterstützer*innen für diese Themen „den Blick schärfen“.
Wir freuen uns sehr, über diesen neuen Weg potentiell Betroffene zu empowern, Ihnen eine Stimme zu geben und vielleicht „den Blick der einen oder anderen auf ihre Würde und Kraft und auch auf Auswege und Lösungen lenken zu können“.
Instagram-Account der Fachberatungsstelle gegen Zwangsheirat
Ausstellung Wir gegen Zwangsheirat 2.0
Weitere Informationen:
0521 - 17 88 13