Anzeigenunabhängige Spurensicherung (ASS)
Mädchen und Frauen, die Opfer akuter sexualisierter Gewalt geworden sind oder befürchten, dass es so gewesen sein könnte, z.B. weil sie den Verdacht haben, dass ihnen K.O.-Tropfen verabreicht wurden, befinden sich meist in einer Ausnahmesituation. Die Entscheidung, ob es richtig wäre, zur Polizei zu gehen und Anzeige zu erstatten, ist für viele eine Überforderung und kann in dieser Situation oft noch gar nicht getroffen werden. Das muss zu diesem Zeitpunkt auch noch nicht sein.
Es gibt in Bielefeld die Möglichkeit der anzeigenunabhängigen Spurensicherung
Mädchen und Frauen können zu jeder Tages- und Nachtzeit in die Notaufnahme eines der unten aufgeführten Bielefelder Krankenhäuser gehen und bei der Aufnahme sagen, dass sie eine anzeigenunabhängige Spurensicherung möchten.
Wichtig ist, dass das so schnell wie möglich – am besten innerhalb von 24 Stunden nach der Tat – geschieht. Die Mädchen und Frauen sollten möglichst vorher nicht duschen oder die Kleidung wechseln. So können mögliche Tatspuren gesichert, und wenn gewünscht später als Beweismittel genutzt werden.
Die Untersuchung ist absolut vertraulich, das heißt, dass Mädchen und Frauen selbst entscheiden können, ob und wer davon erfährt. Dies gilt allerdings nicht für Mädchen, die jünger als 14 Jahre alt sind. In diesem Fall muss die Ärzt*in die Eltern informieren. Die Untersuchung dauert etwa eine Stunde und vorher wird genau erklärt, was gemacht wird. Wenn das Mädchen oder die Frau sich sicher ist, dass sie sofort Anzeige erstatten will, kann sie dies der Ärzt*in in der Klinik sagen. Die Klinik wird dann mit der Kriminalpolizei Kontakt aufnehmen und die erforderlichen Schritte einleiten.
Zur Untersuchung ins Krankenhaus oder zur Aussage bei der Polizei, kann auch immer eine Vertrauensperson mitgenommen werden. Neben der Spurensicherung werden Mädchen und Frauen selbstverständlich auch medizinisch versorgt. Dazu gehören ggf. auch eine Infektionsprophylaxe und die Beratung über die „Pille danach“.
Nach der anzeigenunabhängigen Spurensicherung in der Klinik gibt es genügend Zeit, in Ruhe zu entscheiden, ob eine Strafanzeige gestellt werden soll.
Die Beratungsstelle des Mädchenhauses und der Frauennotruf helfen bei dieser Entscheidung, informieren und sind für alle Fragen offen. Wir begleiten Mädchen und Frauen auch zur Polizei und zum Gericht. Wir kennen Anwält*innen, die sich gut auskennen. Und wir helfen auch, wenn es um die Bewältigung der Tat, psychische Unterstützung und Stabilisierung geht.
Die Beratung ist kostenfrei und auch anonym möglich.
Gefördert vom
0521 - 17 88 13