Behindert sein - behindert werden!?
Du bist ein Mädchen oder eine junge Frau mit einer Behinderung und hast das Gefühl, häufig nur als „Behinderte“ wahrgenommen zu werden?
In der Schule, auf dem Weg in die Stadt, bei der Berufsberatung, in den Medien oder an anderer Stelle: Es ist keine Seltenheit, dass dir deutlich gemacht wird, dass du angeblich anders bist und nicht dazu gehörst.
Du willst dir neue Klamotten kaufen, ins Kino gehen oder möchtest in eine Beratungsstelle und viele Barrieren stehen dir im Weg? Vielleicht sind es Stufen, enge Durchgänge oder der Aufzug ist mal wieder kaputt? Möglicherweise sind es aber auch Untertitel beim Film, die dir fehlen. Oder es fällt dir schwer, andere zu verstehen, wenn sie lange Sätze und Fremdwörter benutzen.
Du wärst eigentlich gerne im Sportverein oder hast Lust auf die nächste Sommerfreizeit, doch du fühlst dich durch die Flyer nicht wirklich angesprochen. Auf den Fotos sind nur Jugendliche, bei denen keine Behinderung zu erkennen ist.
An der Ampel wirst du plötzlich von einer Fremden am Arm gepackt und einfach über die Straße gebracht. Sie hat dich vorher überhaupt nicht gefragt, ob du Hilfe brauchst.
Im Café hörst du, wie sich am Nebentisch zwei Jugendliche über dich unterhalten: „Boah, so wie die lebt, das könnt ich nicht!“ Das verletzt.
Es begegnet dir immer wieder, dass andere über dich tuscheln, über dich herziehen, dich beleidigen. Vielleicht, weil du anders aussiehst, etwas mehr Zeit oder Unterstützung im Alltag brauchst.
Du merkst für dich immer wieder: Mit deiner Behinderung kommst du klar. Doch mitleidige Blicke, ausgeschlossen werden, nicht mitbedacht oder wie ein Kleinkind behandelt zu werden, das sind Dinge, die dich verletzen und dir das Leben schwer machen.
Vielleicht triffst du auch Menschen, die dich nicht als Mädchen wahrnehmen, sondern nur als „Behinderte“. Sie vergessen, dass du ein Mensch mit eigener Identität, Ideen, Wünschen und Stärken bist. Sie können sich nicht vorstellen, dass du selbst über dein Leben entscheidest, zum Beispiel, ob du später mal Kinder haben möchtest.
Oder letztens bei der Berufsberatung, dort wurden dir lauter Berufe vorgeschlagen, die dich gar nicht interessieren. Wenn es nach deinem Berater und deinen Eltern geht, sollst du mal „in einem Büro arbeiten“. Sie finden, dass das am besten zu deiner Behinderung passt.
Dabei hast du ganz andere Wünsche und Vorstellungen, was du in deinem Leben machen möchtest: ins Ausland, etwas mit Sport oder mit Kindern arbeiten.
Barrieren verletzen und haben viele verschiedene Gesichter
Barrieren verletzen und haben viele verschiedene Gesichter: Worte, Einstellungen, Vorurteile, Handlungen, Hürden und Begrenzungen – das alles können Barrieren sein, die mal sichtbar und mal versteckt auftauchen. Alle Barrieren haben eins gemeinsam: Sie erschweren dir dein Leben und verhindern deine selbstverständliche Teilhabe.
Viele Mädchen fühlen sich in solchen Situationen ohnmächtig und wissen nicht, was sie tun können, wie sie mit Ausgrenzung umgehen wollen.
Barrieren behindern und sind eine Form von Gewalt. Sie gehören oft zum Alltag von Mädchen, die mit einer Behinderung leben – leider.
Es ist wichtig, dir bewusst zu machen, dass du mit deinen Erfahrungen nicht allein bist. Das, was du erlebst, erleben viele Mädchen mit einer Behinderung.
Es kann gut tun, sich mit anderen auszutauschen, die ähnliche Situationen kennen. Ihr könnt euch dann auch gegenseitig darin bestärken, euch für euer Recht, zum Beispiel auf Teilhabe, einzusetzen.
Wenn du das Gefühl hast, dass dir Barrieren begegnen, die dich in deinem Leben behindern, kannst du dich gerne bei uns melden. Wir unterstützen dich, Barrieren aus dem Weg zu schaffen.
Vielleicht hast du auch Lust, mal auf der Webseite www.mädchensicherinklusiv-nrw.de zu stöbern. Dort findest du noch mehr Infos zu unterschiedlichen Themen, wie zum Beispiel Barrierefreiheit, Selbstbestimmung, Gewaltschutz und Hilfe für Mädchen und junge Frauen mit Behinderung und viele weitere Links – auch in Leichter Sprache und in Deutscher Gebärdensprache.
Wir wollen dich ermutigen, dich von nichts und niemandem behindern zu lassen!
Eins ist klar: So wie du bist, bist du richtig! Mit dem, was du erlebst, bist du nicht allein. Wenn du Rat und Unterstützung brauchst, wie du mit verletzenden Situationen, Hindernissen, Begrenzungen und anderen Formen von Gewalt umgehen sollst, dann trau dich – hol dir Unterstützung!
Was kannst du tun?
- Sprich darüber, wenn dich etwas verletzt oder behindert.
- Es gibt in vielen Städten Beratungsstellen, die dir weiterhelfen können. Hier ist eine Liste von Beratungsstellen in NRW.
- Du rufst eine der Notrufnummern an und erzählst am Telefon, wie es dir geht. Dann bekommst du am Telefon Unterstützung.
- Du kannst uns anrufen oder eine Mail schreiben.
0521 91459997
gewaltschutz-behinderung@maedchenhaus-bielefeld.de
www.mädchensicherinklusiv-nrw.de
Verwandte Themen: Gewalt | Diskriminierung | Was ist Beratung
0521 - 17 88 13