Präventionsworkshop „Ja, Nein, Vielleicht“ für Schülerinnen der 7. und 8. Klassen
Die Beratungsstelle des Mädchenhaus Bielefeld e.V. bietet, gefördert vom Ministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen, Präventionsworkshops zum Thema „Gewalt in intimen Teenagerbeziehungen“ für Mädchen an, welche je nach Alter und Bedarfen der Zielgruppe in unterschiedlicher Konzeption bereitgestellt werden. Der Workshop „Ja, Nein, Vielleicht“ richtet sich an Schülerinnen der 7. und 8. Klasse.
Inhalt des Workshops
Über verschiedene methodische Zugänge werden die Mädchen an die Themen Liebe, Partnerschaft, Männer- und Frauenrolle, Sexualität, Grenzen, Grenzverletzungen und Gewalt herangeführt und es wird eine Auseinandersetzung initiiert über ihre diesbezüglichen Annahmen, Bewertungen, Gefühle, Werte, Orientierungen und Einstellungen. Insbesondere ihre inneren Ambivalenzen und Unsicherheiten bezüglich der oft durch Medien (Filme, (Musik)-Videos) vermittelten Frauen- und Männerbildern soll Raum zur Bewusstwerdung gegeben werden.
Neben Aufklärung über Formen, Kontexte und Folgen von sexualisierter Gewalt oder Grenzverletzungen geht es insbesondere darum, die Mädchen in ihren Selbstschutzfähigkeiten zu stärken. Des Weiteren ist intendiert, dass der Workshop eine unmittelbare und mittelbare Funktion von Orientierung, Entlastung und Klärung für die Mädchen erfüllt und sowohl den Zusammenhalt und die Unterstützungsbereitschaft untereinander als auch einen respektvollen Umgang mit sich und anderen fördert.
Rahmenbedingungen
Der Workshop wird von zwei Kolleginnen der Beratungsstelle des Mädchenhauses durchgeführt und findet an zwei aufeinanderfolgenden Terminen (à vier Schulstunden) statt. Das Angebot richtet sich an Mädchen ab 12 Jahren und die Gruppe sollte aus 8 bis 12 Mädchen bestehen. Wenn durch die Gruppenarbeit bei den Mädchen ein Beratungs- oder Unterstützungsbedarf ausgelöst wird, können die Mädchen das Beratungsangebot der Mädchenberatungsstelle nutzen. Die Workshops sind kostenfrei und finden in den Räumlichkeiten der Beratungsstelle (nähe Rathaus) statt.
Hintergrundinformationen zu Gewalt in jugendlichen Paarbeziehungen und Datingkontakten
Aktuelle Studien, sowie auch unsere Erfahrung in der Beratungsarbeit, zeigen ein erhöhtes Auftreten von Gewalt an Mädchen in jugendlichen Paarbeziehungen oder in der Anbahnung von Beziehungen. Mädchen und junge Frauen berichten von gewaltgeprägten Beziehungsstrukturen, von konkreten sexuellen Übergriffen in (ersten) Liebesbeziehungen oder ersten Verabredungen, bzw. insgesamt vermehrt von sexuellen Übergriffen mit und ohne Körperkontakt durch Gleichaltrige.
30 Prozent der befragten Mädchen der Speak!-Studie (2017) waren von sexueller Gewalt betroffen (vorwiegend durch gleichaltrige Jungen), bzw. 86 % der befragten Mädchen haben mindestens eine Erfahrung mit sexualisierter Gewalt gemacht, sei es selbst erlebt, beobachtet oder davon gehört. Obwohl sexualisierte Gewalt also in unterschiedlicher Ausprägung zur Lebensrealität vieler zumeist weiblicher Jugendlicher gehört, wird diese Erfahrung vor Erwachsenen überwiegend verborgen und ist immer noch gesellschaftlich tabuisiert.
Wenn Mädchen sich mit diesen Erfahrungen an ihr soziales Umfeld wenden, erleben sie häufig Bagatellisierungen, Infragestellung ihrer Wahrnehmung und Verantwortungsverlagerung. Dies führt oft zu großer Verunsicherung, erschwert die Inanspruchnahme von Hilfsangeboten und die Verarbeitung der Gewalterfahrungen, welches sich wiederum ungünstig auf die psychosoziale Entwicklung und die spätere Partnerschaftsgestaltung der Mädchen auswirken kann.
Auch der digitale Raum birgt ein großes Risiko für sexualisierte Grenzverletzungen und Gewalt.
Sowohl das Ausüben als auch das Erleiden sexualisierter Gewalt wird durch verschiedene Faktoren beeinflusst. Nach bisheriger Forschungslage kann von einem großen Einfluss der Peergroup, bzw. Peerkulturen, ausgegangen werden. Während sich beispielsweise der wahrgenommene Druck durch Gleichaltrige, sexuell aktiv zu sein, die Akzeptanz von Zwang und Gewalt in der Peergroup, der Alkoholkonsum im Freundeskreis als Risikofaktor auswirkt, wirkt sich das Ausmaß gegenseitiger Unterstützung als schützend aus. Des Weiteren gelten z.B. eingeschränkte Selbstschutzfähigkeiten, geringe Selbstachtung sowie sexuelle Gewalterfahrungen in der Kindheit als Risikofaktoren einer Viktimisierung.
Spezifische Präventionsmaßnahmen, welche möglichst schon frühzeitig in der Pubertät ansetzen, sind hilfreich und geeignet, um Schutzfaktoren im Individuum und im sozialen Umfeld zu stärken und Risikofaktoren im Individuum und im sozialen Umfeld zu verringern.
Informationen über die Beratungsstelle
Die Beratungsstelle des Mädchenhaus Bielefeld e.V. ist eine Einrichtung für Mädchen und junge Frauen in Not- und Krisensituationen. Mädchen ab 12 Jahren können bei uns Begleitung, Beratung und Therapie erhalten. Schwerpunktmäßig beraten wir bei sexualisierter, körperlicher und psychischer Gewalt, die Mädchen z.B. in der Familie, im Freundeskreis, in einer Beziehung, in der Schule oder im Netz erleben. Die Beratungsstelle unterstützt und berät auch pädagogische Fachkräfte, Angehörige und andere Vertrauenspersonen von Mädchen und jungen Frauen.
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